
Moderator Jochen Breyer (43) und sein Team haben insgesamt 104 bekannte Femizide in Deutschland recherchiert – allein im Jahr 2024. All diese Frauen wurden von ihren Partnern oder Ex-Partnern umgebracht.Dabei seien sie “auf ein System gestoßen, das Frauen viel zu wenig schützt”. Eine von ihnen war Jessica S., eine lebenslustige, junge Frau und Mutter von zwei Kindern.Lilia war eine ihrer besten Freundinnen, ihr hat sie ihre Träume, aber auch ihre Sorgen anvertraut. Marcus K. habe seine Partnerin mit permanenten Anrufen terrorisiert, ihr vorschreiben wollen, was sie anzuziehen hat.”Das war ganz klare Kontrolle. Er wollte Jessica besitzen, für sich haben, komplett kontrollieren, überwachen”, so Jessicas Freundin aus Kindheitstagen. “Sie hat mir dann auch von sexuellen Übergriffen erzählt und dass sie einfach nicht mehr kann.”Sogar der Gartennachbar der 30-Jährigen, Michael Schröter, bestätigt das. Ihm habe dieLeipzigerinerzählt, dass sie keinen Sex wollte, ihr späterer Mörder aber seinen Willen durchgesetzt habe. “Sie hat versucht, die Beziehung harmonisch zu halten, so gut es ging. Aber sie musste ihm zu Willen sein.”

Ihre beste Freundin Lilia berichtet in der ZDF-Doku vom Kontrollwahn von Marcus K. (42). ©ZDF/Sebastian Klatt

Das Verbrechen geschah im Leipziger Stadtteil Paunsdorf, in dem Jessica ihr ganzes Leben verbracht hat. ©ZDF/Sebastian KlattJessicas Freundin kämpft mit Schuldgefühlen: “Hätte ich mehr nachgehakt …”

Schröter appellierte an Jessica, sich zu trennen. Er wusste genau, wovon er sprach: Auch er wurde vor mehr als 20 Jahren gewalttätig gegenüber seiner Frau, versuchte Jessica mit diesem Geständnis zu überzeugen.Sie glaubte nicht, dass es so weit kommen könnte, getrennt hat sie sich trotzdem. Das hat ihre beste Freundin sechs Tage vor Jessicas Tod erfahren, als sie sie das letzte Mal gesehen hat.Und auch, dass sie wohl einen neuen Mann kennengelernt hat. Sogar eine neue Wohnung hatte sie schon, die aber noch renoviert werden musste.Und so verbrachte Jessica die Nacht auf den 21. Mai 2024 zwar noch in der gemeinsamen Wohnung, erstmals aber nicht mehr im gemeinsamen Schlafzimmer. Arglos schlief sie auf dem Sofa, als Marcus K. siemit einem gezielten Stich in den Hals tötete.Im vergangenen Juni wurde Jessicas Mörderzu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.Eineinhalb Jahre nach der schrecklichen Tat kämpft Lilia mit Schuldgefühlen. “Hätte Jessica mir mehr erzählt bzw. hätte ich mehr nachgehakt, hätte ich als Freundin alles Mögliche getan, um ihr irgendwie Schutz zu bieten”, ist sie den Tränen nahe.
